Die Jagd mit englischen Vorstehhunden in England reicht weit ins im Mittelalter zurück. Als es noch keine Feuerwaffen gab, wurde Federwild (Rebhuhn, Wachtel, Fasan) mit Netzen, dem sog. "Tyras" gejagt. Dabei leisteten “setting dogs” gute Dienste: sie suchten und spürten das Wild mit hoher Nase in seinem Versteck auf und setzten oder legten sich in entsprechendem Abstand davor nieder, ohne es aufzuscheuchen. Die Jäger konnten dann die großen Decknetze über die Beute werfen, so daß sich das Flugwild darin verfing.



In England war zu jener Zeit das Jagdrecht an Grund und Boden gekoppelt und nur der Oberschicht war die Haltung von großen Jagdhunden möglich.  Derartige Hunde lebten auf den großen Gütern des englischen, schottischen und irischen Landadels. Sie waren damals langhaarig und uneinheitlich gefärbt, manche waren schwarz-weiß, manche wiesen rotbraune Abzeichen (Brand) auf. Obwohl züchterisch immer die Arbeitsqualitäten im Vordergrund standen, ist zu vermuten, daß bestimmte Färbungen erwünscht und züchterisch gepflegt wurden und sich daher bestimmte Farbvarianten entwickelten. Dem Gordon Setter werden Einkreuzungen mit Spaniels,  Collies, den anderen Setterrassen, dem Pointer sowie dem Bloodhound nachgesagt.

Der Gordon Setter war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus eine sehr beliebte und aufblühende Rasse. Es gab zahlreiche größere und kleinere Züchter im Norden Englands und Schottlands. Namensgebend für die Rasse wurden jedoch die Herzöge von Gordon.

Der 4. Herzog von Gordon,  Alexander, soll glaubwürdigen Berichten zufolge im Zeitraum 1800 - 1820 auf dem  Besitztum Gordon Castle bei Fochabers in Banffshire/Schottland mit der Zucht von Settern begonnen haben. Über lange Zeit wurden an dieser Stätte schwarz-lohfarbene aber auch dreifarbige Setter gezüchtet, die zunächst unter dem Namen „Gordon Castle Setter“ bekannt wurden.

setterDas endgültige Aussehen des Gordon Setters, so wie wir ihn heute kennen, festigte sich 1873 als der englische Kennel-Club (Vereinigung englischer Hundezüchter) gegründet wurde und die Trennung der Rassen nach Farbschlägen erfolgte. Dreifarbige Hunde wurden nicht mehr geduldet und die Richter verbannten jeden Hund mit auch nur dem geringsten Weiß aus dem Schauring.

Die offizielle  Rassebezeichnung lautete zunächst „Black-and-Tan-Setter“. 1924 wurde sie in „Gordon Setter“ umbenannt.

Die ersten englischen Vorstehhunde und damit auch der Gordon Setter kamen gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach Deutschland. Fürsten und Bürger jagten mit ihnen nach englischem Vorbild und verwendeten sie vorwiegend für die Federwildjagd. Prinz zu Solms-Braunfels erwies sich als ein besonderer Freund und Förderer der Rasse Gordon Setter. Die schwarz-roten Hunde erfreuten sich vor allem im süddeutschen Raum großer Beliebtheit.

Die Gegend um Dachau, Landshut und München entwickelte zur züchterischen Hochburg; der „Münchner Gordon Setter“ erlangte einige Berühmtheit unter den Jägern.

Im Laufe der Zeit nahm die Bedeutung der englischen Vorstehhunde in Deutschland für die Jagd und ihre Vorbildfunktion für die Zucht von Vorstehhunden allgemein ab.  Vielen Jägern waren die Setter zu schnell, zu einseitig gezüchtet und es fehlte das Verständnis für die Feinheiten dieser edlen Rassen. Man wünschte sich einen Allround-Jagdhund und es verbreiteten sich die deutschen Vorstehhunde. Nationale Ressentiments trugen zu dieser Entwicklung bei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland nur noch ganz wenige Gordon Setter. Erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts begann durch Importe aus verschiedenen Ländern Europas ein züchterischer Neuanfang.

Obwohl der Gordon Setter in Deutschland ein noch immer relativ seltener Hund ist, repräsentiert er dank geschickter Zuchtauswahl auf hohem Niveau den Standard der Rasse in Schönheit und Leistung.